Kaffeerecht podcast

In our podcast “Kaffeerecht”, we regularly discuss legal topics from everyday digital life for creatives, entrepreneurs and companies in a relaxed coffee break.

Fairness und Nachvergütung im Urheberrecht

Das Urheberrecht sorgt immer wieder für Diskussionen, besonders wenn es um die faire Vergütung von Kreativen geht. In der neuesten Folge des Podcasts Kaffee Recht sprechen wir über das Thema Fairness und Nachvergütung im Urheberrecht – mit besonderem Fokus auf das aktuelle Urteil des OLG Köln.

Kreative wie Filmemacher:innen, Fotograf:innen oder Autor:innen sind oft in einer schwächeren Position, wenn es um die Vergütung ihrer Werke geht. Während große Medienunternehmen hohe Gewinne mit ihren Werken erzielen, erhalten die Urheber:innen häufig nur eine einmalige Pauschalvergütung – oft ohne am späteren Erfolg beteiligt zu sein. Genau hier setzt die gesetzliche Nachvergütung an.

Das Urteil des OLG Köln und seine Bedeutung

Das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Köln vom 15. November 2024 betrifft eine Filmemacherin, die einen privaten Fernsehsender auf Auskunft über Werbeeinnahmen verklagte. Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob ihr eine nachträgliche Vergütung für ihre Werke zusteht.

Das Gericht entschied, dass der Sender umfassend Auskunft über alle Werbeeinnahmen geben muss, die unmittelbar vor, während und nach der Sendung erzielt wurden. Dies ist ein bedeutender Schritt für Urheber:innen, da damit anerkannt wird, dass auch indirekte Einnahmen zur Berechnung einer fairen Vergütung herangezogen werden können.

Die gesetzliche Grundlage: §§ 32a und 32e UrhG

Das Urteil basiert auf den §§ 32a und 32e des Urheberrechtsgesetzes (UrhG):

  • § 32a UrhG (Nachvergütung): Urheber:innen können eine zusätzliche Vergütung verlangen, wenn der wirtschaftliche Erfolg ihres Werkes weit über das hinausgeht, was ursprünglich erwartet wurde.
  • § 32e UrhG (Auskunftsanspruch): Urheber:innen haben das Recht, Informationen über die finanziellen Erträge ihres Werkes zu erhalten, um eine Nachvergütung geltend zu machen.

Das OLG-Urteil zeigt, dass der Auskunftsanspruch weit ausgelegt werden kann und auch indirekte Einnahmen berücksichtigt werden müssen.

Das BGH-Urteil zu „Das Boot“

Ein weiteres wichtiges Urteil in diesem Kontext ist das des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Film Das Boot. Der Chefkameramann forderte eine Nachvergütung, da der Film über Jahrzehnte hinweg hohe Einnahmen generierte. Das BGH entschied, dass eine Nachvergütung gerechtfertigt sei, wenn die ursprüngliche Vergütung in einem auffälligen Missverhältnis zu den späteren Erträgen steht.

Was bedeutet das für Kreative und Medienunternehmen?

Das Urteil des OLG Köln ist ein wichtiges Signal für alle Kreativen, insbesondere in der Film- und Medienbranche. Urheber:innen sollten sich über ihre Rechte bewusst sein und im Zweifel eine Nachvergütung prüfen. Gleichzeitig bedeutet es für Medienunternehmen, dass sie transparenter arbeiten müssen und sich auf mehr Nachverhandlungen einstellen müssen.

Ein gut ausgehandelter Vertrag kann späteren Streit verhindern. Wer als Kreative:r seine Rechte wahren möchte, sollte daher darauf achten, wie Vergütungsmodelle gestaltet sind – ob als Pauschale oder mit Beteiligungsmodellen.

Ein wichtiger Schritt zu mehr Fairness

Das OLG-Urteil zeigt, dass Urheber:innen nicht schutzlos sind, wenn ihre Werke unerwartet erfolgreich werden. Die gesetzliche Grundlage zur Nachvergütung bietet eine Möglichkeit, faire Bedingungen zu schaffen. Wer also als Kreative:r tätig ist, sollte sich mit den Rechten aus dem Urheberrecht vertraut machen und überlegen, wie faire Vergütungsmodelle vertraglich geregelt werden können.

Shownotes

d46f3e80857e49a2bc0b6f417d0f94cd Nachvergütung

More episodes

Ideenklau: Was ist erlaubt – und was ist geschützt?

In dieser Folge von Kaffeerecht sprechen wir über ein Thema, das viele Kreative und Unternehmer:innen beschäftigt: Ideenklau. Wann ist eine Idee geschützt? Was gilt als Urheberrechtsverletzung? Und wie unterscheiden sich Schutzbereiche wie Urheberrecht, Wettbewerbsrecht, Markenrecht und Designschutz? Wir zeigen anhand praxisnaher Beispiele, wie man sich gegen Nachahmung wehren kann – und wo die rechtlichen Grenzen verlaufen.

Listen "

Fairness und Nachvergütung im Urheberrecht

In dieser Folge von Kaffeerecht sprechen wir über die Fairness im Urheberrecht und die Möglichkeiten der Nachvergütung für Kreative. Anlass ist ein aktuelles Urteil des OLG Köln, das eine Filmemacherin betrifft, die Auskunft über Werbeeinnahmen einforderte. Wir diskutieren die rechtlichen Grundlagen nach §§ 32a und 32e UrhG, den Einfluss der Entscheidung auf die Praxis und ziehen Parallelen zum berühmten BGH-Urteil zu Das Boot. Was bedeutet das Urteil für Kreative und Medienunternehmen? Erfahre, wie du als Urheber:in deine Rechte stärken kannst!

Listen "

Schadensersatz nach Datenschutzverstößen

In dieser Podcast-Episode sprechen wir über die Hürden, die es zu nehmen gilt, um nach einem Datenschutzverstoß Schadenersatz geltend zu machen. Wir beleuchten die aktuelle Rechtsprechung und konkrete Fälle, in denen Schadensersatz erfolgreich erreicht werden konnte. Viel Spaß beim Zuhören!

Listen "

Subscribe to our newsletter

Your registration could not be saved. Please try again.
Your registration was successful.

We use Brevo as our marketing platform. By completing and submitting the form, you acknowledge that the information you provide will be transferred to Brevo for processing in accordance with the Terms of Use.