Die neueste Folge unseres Podcasts „Kaffeerecht“ widmet sich einem wichtigen Thema, das viele Kreative, Unternehmer und Unternehmen betrifft: die rechtssichere Nutzung von Stockfotos und -videos. In diesem Blogbeitrag fassen wir die zentralen Inhalte der Episode zusammen und vertiefen die rechtlichen Aspekte, auf die bei der Verwendung von Stockmaterial zu achten ist.
Was sind Stockfotos und wie funktionieren Stockagenturen?
Stockfotos sind vorproduzierte Bilder, die von Fotografen oder Künstlern erstellt und über spezielle Plattformen, sogenannte Stockagenturen, angeboten werden. Diese Agenturen prüfen und kuratieren die hochgeladenen Werke, bevor sie zur Lizenzierung angeboten werden. Der Kauf einer Lizenz gibt den Nutzern das Recht, die Fotos oder Videos unter bestimmten Bedingungen zu verwenden.
Lizenzmodelle im Überblick
Ein zentraler Punkt bei der Nutzung von Stockfotos ist das Verständnis der verschiedenen Lizenzmodelle, die eine entscheidende Rolle für die Nutzung und die rechtlichen Rahmenbedingungen spielen:
- Lizenzgebührenfreie Nutzung (Royalty-Free): Diese Lizenz erlaubt es, das Bild nach einmaliger Zahlung mehrfach zu verwenden. Wichtig ist zu beachten, dass „lizenzgebührenfrei“ nicht gleichbedeutend mit „kostenlos“ ist.
- Rechtegesteuerte Lizenz (Rights-Managed): Hier ist die Nutzung genau spezifiziert, z. B. hinsichtlich der Dauer, der Region oder des Verwendungszwecks. Eine erneute Zahlung kann erforderlich sein, wenn die Bedingungen der Lizenz überschritten werden.
- Editorial Use Only: Diese Lizenz erlaubt nur die Nutzung für redaktionelle Zwecke, beispielsweise in Nachrichtenartikeln oder Blogbeiträgen. Eine Verwendung in kommerziellen Zusammenhängen ist ausgeschlossen.
Wichtige rechtliche Aspekte und Fallstricke
Bei der Nutzung von Stockfotos gibt es zahlreiche rechtliche Fallstricke, die es zu beachten gilt:
- Verwechslung der Lizenzmodelle: Die falsche Wahl der Lizenz kann zu Abmahnungen oder Schadensersatzforderungen führen. Beispielsweise darf „Editorial Use Only“-Material nicht für Werbezwecke genutzt werden.
- Model- und Property-Releases: Wenn Personen oder geschützte Objekte auf einem Bild abgebildet sind, sind für die kommerzielle Nutzung oft Freigaben erforderlich. Ein fehlendes Model- oder Property-Release kann zu rechtlichen Konsequenzen führen.
- Verletzung von Persönlichkeits- und Eigentumsrechten: Neben dem Urheberrecht müssen auch Persönlichkeitsrechte abgebildeter Personen sowie Marken- und Eigentumsrechte beachtet werden. Die kommerzielle Nutzung von Bildern ohne entsprechende Freigaben kann zu Klagen und Forderungen führen.
Das Urteil des BGH und seine Bedeutung
Ein wichtiges Urteil, das wir in der Podcastfolge diskutieren, ist die Entscheidung des BGH vom 15. Juni 2023 (Az. I ZR 179/22). Der Bundesgerichtshof entschied, dass ein Verzicht auf die Urheberbenennung in den AGB einer Microstock-Agentur wirksam sein kann. Ein Fotograf hatte geklagt, weil sein Bild ohne Urheberbenennung verwendet wurde, was laut den AGB der Agentur erlaubt war. Der BGH stellte klar, dass ein solcher Verzicht zulässig ist, sofern keine Sittenwidrigkeit oder unangemessene Benachteiligung vorliegt. Diese Entscheidung verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Vertragsbedingungen von Stockagenturen genau zu prüfen.
Haftungsfragen und Schutz vor rechtlichen Konsequenzen
Wer haftet, wenn es zu einer Rechtsverletzung kommt? Grundsätzlich liegt die Verantwortung oft beim Urheber, doch auch der Nutzer des Materials kann haftbar gemacht werden, wenn die Lizenzbedingungen missachtet werden. Daher sollten sich Nutzer mit den Lizenzdetails vertraut machen und sich im Zweifel rechtlich beraten lassen.
Tipps zur Vermeidung von rechtlichen Problemen:
- Gründliche Prüfung der Lizenzbedingungen: Lies die Lizenzvereinbarungen sorgfältig durch, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen entsprechen.
- Relevante Freigaben: Stelle sicher, dass für Bilder, auf denen Personen oder geschützte Objekte abgebildet sind, die erforderlichen Model- oder Property-Releases vorliegen.
- Verwendung seriöser Plattformen: Nutze etablierte Stockagenturen, die klare Lizenzbedingungen und Schutzmechanismen anbieten.
Fazit
Die rechtliche Nutzung von Stockfotos und -videos erfordert ein grundlegendes Verständnis der Lizenzmodelle und der damit verbundenen Bedingungen. Durch die Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen und eine sorgfältige Prüfung der Lizenzvereinbarungen können Kreative, Unternehmer und Unternehmen potenzielle rechtliche Probleme vermeiden. Höre dir die aktuelle Podcastfolge an, um tiefer in das Thema einzutauchen und weitere wertvolle Insights zu erhalten!