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Haftungsfragen beim Einsatz von KI im Unternehmen – Wer haftet bei Fehlern?

Wer haftet bei KI-Fehlern? Dieser Beitrag erklärt Haftungsfragen beim KI-Einsatz, von Herstellerhaftung bis DSGVO.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bietet Unternehmen enorme Vorteile: Prozesse werden effizienter, Entscheidungen datenbasiert optimiert, und kreative Lösungen entstehen schneller. Doch wo Chancen sind, lauern auch Risiken – insbesondere, wenn die KI Fehler macht. Wer haftet, wenn es zu falschen Entscheidungen, Datenschutzverstößen oder finanziellen Schäden kommt? Dieser Beitrag gibt Ihnen einen Überblick über die rechtlichen Haftungsfragen beim Einsatz von KI und zeigt, worauf Sie achten müssen.

Haftung bei KI-Fehlern: Wer trägt die Verantwortung?

Eine zentrale Frage beim KI-Einsatz lautet: Wer haftet, wenn die KI einen Fehler macht? Anders als bei einem Menschen, der für sein Handeln persönlich haftbar gemacht werden kann, ist eine KI nicht „haftungsfähig“. Das bedeutet, die Verantwortung muss an anderer Stelle verortet werden.

1. Verantwortlichkeit des Unternehmens

Als Betreiber der KI trägt das Unternehmen eine zentrale Verantwortung. Dies umfasst:

  • Vertragliche Haftung: Wenn die KI einen Fehler macht, der vertraglich geschuldete Leistungen betrifft, haftet das Unternehmen, das die KI einsetzt. Ein Beispiel: Ein automatisierter Chatbot gibt falsche rechtliche Auskünfte, die zu einem finanziellen Verlust führen.
  • Deliktische Haftung: Wenn durch den KI-Einsatz ein Dritter geschädigt wird, kann das Unternehmen für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden. Dies könnte etwa der Fall sein, wenn eine KI-gestützte Gesundheitsdiagnose zu einer falschen Behandlung führt.

2. Herstellerhaftung

Der Hersteller der KI kann ebenfalls haftbar sein, insbesondere wenn es zu Schäden durch fehlerhafte Software kommt. Dies regelt die Produkthaftung. Ein Beispiel: Eine KI zur Produktionsoptimierung verursacht durch einen Softwarefehler Maschinenstillstände. Hier kann der Hersteller der KI unter Umständen zur Verantwortung gezogen werden.

3. Mitarbeiter und Nutzer

Mitarbeiter, die die KI bedienen, sind in der Regel nicht persönlich haftbar, es sei denn, sie handeln grob fahrlässig oder vorsätzlich. Unternehmen sollten jedoch sicherstellen, dass die Mitarbeiter für den Umgang mit der KI ausreichend geschult sind.

Was sagt der rechtliche Rahmen?

Der EU AI Act

Der kürzlich verabschiedete EU AI-Act regelt den Einsatz von KI in Europa und schreibt strenge Anforderungen für Hochrisiko-KI-Systeme vor. Unternehmen, die solche Systeme nutzen und/oder entwickeln, müssen unter anderem:

  • Risikobewertungen durchführen,
  • Transparenzanforderungen einhalten und
  • die Systeme regelmäßig überprüfen.

Verstöße gegen diese Regelungen können zu erheblichen Bußgeldern führen. Ein Beispiel aus der Praxis: Eine KI-gestützte Bewerbungssoftware diskriminiert unbewusst bestimmte Personengruppen – das Unternehmen haftet für die Nichteinhaltung der Anforderungen.

Datenschutz und DSGVO

Die Nutzung von KI muss mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar sein. Besonders sensibel ist der Umgang mit personenbezogenen Daten:

  • Wenn eine KI falsche Daten verarbeitet, die zu Diskriminierung führen, ist das Unternehmen haftbar.
  • Auch unzureichende Datensicherheitsmaßnahmen können zu hohen Strafen führen.

Praxisbeispiele für Haftungsrisiken

  • Fehlerhafte Preisberechnung durch KI: Ein Online-Shop setzt eine KI ein, die automatisch Preise berechnet. Aufgrund eines Algorithmusfehlers werden Produkte zu Verlustpreisen angeboten. Das Unternehmen haftet.
  • Diskriminierung im Recruiting: Eine KI filtert Bewerberprofile nach Kriterien, die indirekt diskriminierend wirken. Hier kann das Unternehmen haftbar gemacht werden, auch wenn die Diskriminierung unbeabsichtigt war.
  • Fehlentscheidungen in der Produktion: Eine KI entscheidet autonom über Produktionsabläufe und führt durch fehlerhafte Datenanalyse zu massiven Verzögerungen. Der Hersteller der KI könnte in die Verantwortung genommen werden.

Rechtliche Sicherheit beim KI-Einsatz

Der Einsatz von KI-Systemen eröffnet Unternehmen große Chancen, birgt jedoch auch rechtliche Risiken. Insbesondere Haftungsfragen sollten frühzeitig geklärt und durch präzise Verträge, Schulungen und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben abgesichert werden.


Unser Themenschwerpunkt zum Thema „KI im Unternehmen“

Die Nutzung von KI eröffnet Unternehmen spannende Möglichkeiten, wirft jedoch auch viele rechtliche Fragen auf. Unsere Themenseite „KI im Unternehmen“ bietet Ihnen umfassende Informationen und praktische Tipps, wie Sie KI sicher und effektiv einsetzen können.

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